Zur 66. Zint-Mechelsfaar Setzung im Jahr 2013, wurde eine Festschrift zum Jubiläum herausgebracht und in der Chronik hier nochmal dokumentiert.
Der Krieg war zu Ende, Köln lag in Trümmern. Viele Kölner waren evakuiert oder umgekommen. Langsam kehrten die Überlebenden zurück in die Stadt. Der Lebensmut der Bevölkerung existierte noch immer. Der Autor Frank Tewes schreibt darüber in seiner Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum der Karnevalsgesellschaft „Mer Blieve Zesamme“.
Zitat: Der wiedergebildete Stadtrat von Köln entschied am 28. Dezember 1946: "Der Karneval ist von alters her ein stadtkölnisches Volksfest, in dem sich die Lebensfreude der Kölner Bevölkerung stets offenbarte. Aber über dem Karneval steht der Ernst der Zeit. Um Ihnen auch für zukünftige, bessere Tage den Charakter eines Volksfestes zu erfahren und dann jeder gesellschaftlichen Ausbeutung vorzubeugen, ist für das Jahr 1947 die Veranstaltung von organisierten Umzügen, öffentlichen Maskenbällen und kostümfesten nicht zugelassen".
Die Besatzungsbehörde dagegen teilt dem Regierungspräsidenten mit, dass nichts dagegen einzuwenden wäre, wenn an allen Karnevalstagen das Volk auf den Straßen das übliche Karnevalstreiben entfalte allerdings mit der Einschränkung, dass nach 18:00 Uhr keine Gesichtsmasken getragen werden dürfen. Der Rosenmontagszug ist also verboten, nicht aber die Veranstaltung von Sitzungen, Reden und Liedern. Der Weg für den Karneval wurde langsam frei. Am 17. Januar 1947 wurde der Festausschuss des Kölner Karnevals wieder ins Leben gerufen.
Zur gleichen Zeit kamen zwei Mitglieder des Kirchenchores Cäcilia, St. Michael von 1897, der Postbeamte Andreas Wagner und der Bäckermeister Hubert Hamacher auf die Idee, eine Karnevalssitzung für die Angehörigen der katholische Pfarrgemeinde St. Michael in Köln am Brüsselerplatz zu veranstalten.
Ein Programm wurde erstellt und Chormitglieder angeheuert, um bei Reden, Zwiegesprächen und Gesang mitzuwirken. Unter anderem auch Michael (Micky) Hoch, später bekannt als der Typenrolle der "Ne Weinselige". Für diese Festschrift habe ich mit Micky Hoch am 17.09.2012 als Zeitzeuge gesprochen. Micky wurde am 15. Februar 1927 in Köln-Deutz geboren. Kurze Zeit später kam der Umzug nach Köln in die Brüsseler Straße. Somit gehörte Micky zur Pfarrgemeinde St. Michael. 1936 tritt er in den Knabenchor des Kirchenchores Cäcilia, St. Michael ein.
Nach dem Krieg kam es zum, oben erwähnten, gemeinsamen Treffen mit den Chormitgliedern Herrn Beckermeister, Hamacher und Herrn Wagner, um die Karnevalssitzung vorzubereiten.
Als weitere Künstler aus den eigenen Reihen trat unter anderem: Helmut Dittmann, geboren am 22. April 1930 in Köln, mit der "Bergpredigt" auf. Diese Rede war eine so genannte Litschrede, wobei der Inhalt der Rede des Vortragenden keinen Sinn ergab. Der Vortragende wurde vom Publikum aus gepfiffen und zur Gaudi des Publikums von der Bühne gezerrt, wobei von der vorher präparierten Jacke die Ärmeln abgerissen worden.
Nur wusste der damals unerfahre, jugendliche Helmut Dittmann nichts davon und war zutiefst geschockt, dass seine sowieso mein Schwägerin du so Verrissen wurde. Zu einer Sitzung gehört bekanntlich ein Präsident mit seinem Elferrat. Da manche Männer im Krieg geblieben oder noch in Gefangenschaft waren oder keinen schwarzen Anzüge zur Verfügung standen, wurde, wahrscheinlich zum ersten Mal in der Geschichte des Kölner Karnevals, kurzerhand ein Damen Elferrat ins Leben gerufen. Der Präsident, Vorsitzenden des Kirchenchores, scharrte einfach Damen des Chores um sich.
Am 17. Februar 1947 war’s dann soweit. Im Pfarrsaal von St. Michael in der Moltke Straße 119 fand die wahrscheinlich erste Pfarrsitzung in Köln statt. In Willich hierfür, das schriftliche Sitzung Programm mit aufgeführt in der Türen und Datum befindet sich im Diözesanarchiv. Dank der genauen geführten Archivierung der Kirchenchor Belege durch den Buchbindermeister, Kirchenchor Mitglied, späteren Vorsätzen Dirigenten Edmund Schäfer, konnte ich bei meinen Nachforschungen den Beweis erbringen, dass die Zint-Mechel Sitzung in unterbrochener Folge am 5. Februar 2019 2013 66 Jahre alt wird. Ein besonderer Grund dieses Fest zu feiern. Um sich ein Bild über die Sitzung in der ersten Stunde zu machen, habe ich, wie bereits beschrieben, Zeitzeugen der ersten Sitzung befragt.
Micky hoch erzählt: Im Pfarrsaal stand ein großer Kanonenofen (keine Zentralheizung) 1947, da wurde als Eintrittsgeld zwei Briketts verlangt. So wurde der Kanonenofen geheizt und die Sitzung konnte beginnen.
Paul Ritter (Kirchenchor) war der erste Präsident. Meine erste Rede im Pfarrsaal begann verdeutscht: als ich geboren wurde, war keiner daheim. Meine Eltern waren eben. Helmut Dittmann bekomme diese Sitzung Litschrede (Bergpredigt) die oben bereits erklärt wurde. Karl-Heinz du willst (Klage) und ich habe noch ein Zwiegespräch geführt.
Micky erzählt weiter: eine der Hochburgen im Karneval war zu dieser Zeit St. Michael. Es sollte eine Gruppe gegründet werden: ZMJ Zint-Mechels Junge (als Spott gleichen zarte mein Glöckchen). Die Mütze war schon fertig. Das hatte sich aber zerschlagen, da Simon entdeckt wurde und ins Fest Komitee kann.
Pfarrer Hamelbeck trat am 1. September 1975 als Pfarrer von St. Michael die Nachfolge von Pfarrer Blum an, der im Januar 1975 verstorben war. Da die Beerdigung erst nach der Sitzung hätte stattfinden können, ließ man die Sitzung 1975 ausfallen. Die Kölner Karnevalskünstler hatten großes Verständnis dafür, dass in dieser Situation, da der verstorbene Pfarrer noch nicht beerdigt war, die Sitzung nicht stattfinden konnte. Der damalige Präsident der Sitzung, Rechtsanwalt Heinz Helmut Simon, ein Pfarrkind von St. Michael, sorgte dafür, dass der Pfarrei keine Kosten entstanden sind.
Simon leitete von 1958 an für vier Jahrzehnte (!) die Sitzung. Simon wurde krank und verstarb 1999.
Seine Nachfolge trat übergangsweise Friedel Weber, der ehemalige Stadtjugend-führer der Katholischen Jugend in Köln, an. Er war bereits bei der KAJUJA aktiv im Kölner Karneval.
In den Jahren 2011 bis 2003 konnte Fro Kuckelkorn von den Blauen Funken als Präsident für die Pfarrsitzung gewonnen werden. Dies wurde möglich, da der Präsident der Blauen Funken, Hans Roth - auch ein Pfarrkind von St. Michael - Pfarrer Hamelbeck von der Mitgliedschaft bei den Blauen Funken überzeugt hatte.
Er wurde zusammen mit seinem Freund Prof. Gerhard Herkenrath in den Senat aufgenommen. Gleichzeitig ging die Gestaltung des Sitzungsprogramms ungefähr im Jahr 1999 auf den Literaten der Blauen Funken über, zunächst auf Herrn Corneli, danach auf Gerd Wodarczyk, der uns bis zum heutigen TAG bis zum heutigen Tag
2004 übernahm Friedel Weber noch einmal das Präsidium.
2005 bis 2006 stellte die Kölnische Karnevalsgesellschaft von 1945 den Präsidenten und einen Teil des Elferats. Die enge Verbindung war gegeben, da die Kölnische nach dem Krieg 1945 im Schatten von St. Michael gegründet wurde. Pfr. Hamelbeck hat immer imponiert, dass die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft sich sehr für den Aufbau der Stadt eingesetzt haben. Der erste Präsident war Theo Bischof, der eine Drogerie auf der Aachener Str. hatte. Des Weiteren hat sich die Familie Feldbusch für die Sitzung eingesetzt, auch eine alte Familie aus der Pfarrei St. Michael. Udo Feldbusch und sein Bruder Josef waren sogar in verschiedenen Jahren Bauer und Jungfrau im Kölner Dreigestirn. Udo unterstützt uns bis heute bei der Durchführung unsere Pfarrsitzung.
2007 übernahm der Sitzungspräsident der Kölnischen, Walter Passmann, das Präsidium der Mechels Setzung und leitet diese zur Begeisterung der Sitzungsbesucher bis heute.
Über viele Jahrzehnte war Julius Janson Literat und Organisator der Pfarrsitzung. Als er im April 2005 verstarb, übernahmen die beiden Pfarrer Hamelbeck und Herkenrath als private Personen die Verantwortung für die Sitzung.
Einige Jahre, nachdem die Pfarreien St. Alban, St. Michael und St. Gereon gemäß der Weisung des Generalvikariats zur neuen Pfarrgemeinde St. Gereon fusioniert wurden, übernahm der neue Kirchenvorstand die Trägerschaft für die Sitzung. Aus alter Tradition hat Hans Hermann Fitzler, ehemaliger Pfarrgemeinderatsvorsitzender von St. Michael, darauf gedrängt, den alten Namen der Pfarrsitzung „Zint Mechelsfaar Setzung“ beizubehalten. Somit gibt es eine tatsächliche Pfarrgemeinde St. Michael nur noch im Karneval.
Heute befassen sich „als das kleine Festkomitee“ der amtierende Pfr. Andreas Brocke, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Andrea Bock sowie die Pfarrgemeinde-ratsmitglieder Natascha Peters und Hans Hermann Fitzler mit der Organisation der Sitzung. Hans Hermann Fitzler ist damit seit 57 Jahren an der Sitzung aktiv beteiligt. Er fing bei der Sitzung 1956 als „Laufjung“ an und kam über den Herold in den 60er Jahren in den Elferrat, dem er bis heute angehört.
"Nach dem Krieg und der Nachkriegszeit herrschte Aufbruchstimmung in der katholischen Jugend. Vieles war auf den Weg gebracht worden. Das letzte, was fehlte, war gemeinsam Karneval zu feiern. Und so war 1949 in der Dekanatsleiterrunde die Entscheidung gefallen, eine Karnevalssitzung für die katholische Jugend ins Leben zu rufen. Schon vorher hatte es in zahlreichen Pfarreien in Köln Karnevalssitzungen gegeben. Die Hochburgen waren in St. Michael in der Innenstadt, St. Josef in Nippes, St. Marien in Kalk, St. Dreikönigen in Bickendorf oder St. Theodor in Vingst. Hier schlummerten die Talente, die es zu entdecken galt.
Stadtjugendführer der kölner katholischen Jugend war Rudi Conin. Er machte sich zusammen mit Stadtjugendkaplan Reinhard Angenendt auf, die Pfarrsitzungen zu besuchen. Wir wollten die Kontakte zu den Pfarreien pflegen, erinnert sich Rudi Conin. Dass er dabei so etwas wie der erste KAJUJA Literat wurde, war wohl eher nicht geplant. Tatsächlich war es jedoch nach der Entscheidung für die erste große Sitzung im Satory ein leichtes für Conin und Angenendt, ein Sitzungsprogramm zusammen zu stellen. Die Leitlinie für die Programmgestaltung war eindeutig, sagt Rudi Conin. "Nur eigene Kräfte und alle umsonst."
Friedel Weber selbst da hatte gleich zwei Auftritte bei der ersten Sitzung. Er sang den Hit des Abends "Mer dunn de Nüssele verjöcke, mer lossen uns nit widder plöcke." Ohne es zu wissen machte er jedoch mit seinem zweiten Auftritt wirkliche Geschichte und zeigte das, was Fernsehekomiker Herbert Feuerstein erst vor kurzem zum Kult machte, in vollendeter Perfektion: Während seiner Büttenrede als Fleutenarnöldche spielt der Nasenflöte. Das konnte ich sogar zwei stimmig betont Friedel Weber.
Eines dieser Talente aus den eigenen Reihen hatten Conin und Angenendt bei der Pfarrsitzung von St. Michael im Gebäude des Millowitsch Theater erlebt. Dort leitete Heinz-Helmut Simon die Sitzung. Den hätten wir gern zum ersten Präsidenten gemacht, erinnert sich Conin, doch Simon wollte (noch) nicht. Simon trat lieber zunächst zusammen mit Micky Hoch als "Serenissimus und Kindermann" auf. KAJUJA-Präsident wurde er erst 1953 für die dann folgenden 14 Jahre.
Das Büro von St. Gereon befindet sich an zwei Standorten: Gereonskloster 2 und Neumarkt 30
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