Raum St. Gereon[18603]

Eine Krise ist auch immer eine Chance. Wir haben die Krise genutzt, die Bänke zur Seite geräumt und geputzt. Dadurch wurde uns wieder bewusst welch herrlichen Raum uns mit dem Dekagon zur Verfügung steht. Und wir wollten diesen Raum und seine Weite wieder deutlicher wirken lassen. Daher haben wir die Bänke so umgestellt, dass Sie den Raum mehr berücksichtigen aber zugleich auch die liturgischen Vorgaben für die Feier von Gottesdiensten berücksichtigen.

Das Dekagon umschließt ja einen antiken, ovalen Raum aus dem vierten Jahrhundert. Unseren Vorfahren war dieser Raum so wichtig, dass er bei der notwendigen Neugestaltung vor genau 700 Jahren eben nicht abgebrochen sondern beibehalten und von spätromanischen Mauern und Formen eingefasst wurde. So entstand das heutige Dekagon.

Das Oval bietet sich an um die zwei Brennpunkte der Messe, den Tisch des Wortes und den Tisch des Mahles herauszuheben. So findet sich im Osten der eigentliche Altar, auf den wir Brot und Wein stellen und im Westen das Lesepult mit den Texten der heiligen Schrift. Die Gemeinde kann sich um diese zwei Brennpunkte versammeln. Auf einer Ebene, niemand ist herausgehoben. Die Gemeinschaft, in die uns Jesus ruft wird durch das aufeinander ausgerichtet sein deutlich. Die Mitte hat Brennpunkte, ich aber letztlich frei. Das Geheimnis, dass wir Gott nennen und das wir in unseren Gottesdiensten mit Gebeten, Handlungen, mit Lob, Dank und Bitte immer wieder umkreisen aber nie ganz fassen können bleibt gewahrt. In der Mitte, zwischen uns Menschen, die wir voller Überzeugung oder mit all unseren Fragen und Brüchen den Gottesdienst besuchen, mitten unter uns vollzieht sich die Liturgie. In zum Teil sehr alten Ritualen feiern wir Christen die Gegenwart des unter uns Lebendigen Gottes. Wir feiern, dass er uns Anteil an seiner Gegenwart und seinem Leben gibt, um das dann in unserem eigenen Leben aus der Kirche hinaus in unseren Alltag zu bringen.

Ihr Pastoralreferent
Thomas Zalfen

 

 

Jeder hat hier seinen Platz!
Was soll man bei der Feier die Liturgie vor allem im Blick haben? Die Schwestern und Brüder als feiernde Gemeinde und als der lebendige Christus, der sich in jedem Gottesdienst neu versammelt? Oder eher Christus, der ganz andere, der im Wort der Hl. Schrift und im Sakrament des Altares Orientierung schenkt?
Die vielen Zuschriften und Anmerkungen zu dem Experiment der Neuaufstellung der Bänke in Sankt Gereon haben viel mit der Frage danach zu tun, was für diesen Raum angemessen ist bzw. was ihm zuzumuten ist. Denn jeder Kirchraum hat eine eigene Identität, die ernst genommen werden will. Sichtachsen, Raumteile, Stufenanlagen und Raumhöhen gliedern den Kirchraum zu einem Erfahrungsraum für jeden Kirchenbesucher und Gottesdienstteilnehmer. Gleichzeitig gilt: der Kirchraum ist auch Liturge, d.h. er spielt beim liturgischen Geschehen wesentlich mit.
Die Frage danach, wie sich die Gottesdienstgemeinde als lebendiger Christus um das Wort Gottes und das Altarssakrament versammeln kann, ist spätestens seit der liturgischen Bewegung in den 1930er Jahren diskutiert worden. Viele der Ideen von damals sind später in die Kirchbauarchitektur nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingeflossen. Zu dieser Zeit schien es wichtig, die Gemeinde als Volk Gottes intensiver am Gottesdienstgeschehen zu beteiligen ("partizipatio actuosa") und dies auch im Kirchenbau und in der Ordnung der liturgischen Ausstattung abzubilden. Die Diskussion hält bis zum heutigen Tag an.
Vor allem drei Modelle liturgischer Orientierung sind in den vergangenen Jahrzehnten in den Kirchräumen immer wieder realisiert worden: (1) Die Wege-Kirche, bei der die Gemeindebänke ausdrücken, dass man in die gleiche Richtung schaut und auf Gott zugeht, (2) die Circumstantes-Anordnung, wo die Bänke rund um Altar, Ambo und Vorstehersitz gruppiert sind, und (3) das Zwei-Ellipsen-Modell, wobei die Bänke elliptisch angeordnet sind und die Brennpunkte der Ellipse durch den Altar und den Ambo markiert werden.
Die Wege-Kirche ist ganz auf die Begegnung der Gemeinde mit dem unzugänglichen Gott orientiert, der sich im (Altar-)Bild und natürlich v.a. im Wort und im Sakrament verhüllt zeigt. Das Ellipsen-Modell dagegen betont eher die Erfahrung, gemeinschaftlich versammelt zu sein. Jemand hat mal gesagt: Bei der Wegekirche schaue ich Gott in die Augen, beim Ellipsenmodell schaue ich Gott in meinen Mitchristen in die Augen. Andres formuliert: Die kultischen Orte stehen beim Ellipsen-Modell wie bei uns in St. Gereon im Augenblick zwar im Mittelpunkt – allerdings so, dass sie durchsichtig bleiben auf den mitfeiernden Christ auf der Seite gegenüber. Die „Circumstanzes“-Anordnung könnte man als ein Modell bezeichnen, dass sich theologisch zwischen diesen beiden pastoralliturgischen Polen befindet. Hier orientiert man sich gemeinsam auf Altar und Ambo - ohne jedoch den mitfeiernden Christen an meiner Seite aus dem Blick zu verlieren.
Ich muss ehrlich bekennen: Mich erfreut die derzeit stattfindende Diskussion rund um die Frage nach der Aufstellung der Kirchenbänke in St. Gereon. Denn – unabhängig davon, wie wir mit dem Experiment weiter verfahren und wie viele Experimente vielleicht noch kommen werden – keimen unter den Besuchern und Gemeindemitgliedern schöne Diskussionen darüber auf, wie wir miteinander Gemeinde sein wollen. Es gibt daher für mich in dieser Phase kein richtig oder falsch. Vielleicht haben wir stattdessen die Chance, einmal eine andere Raum- und Gottesdiensterfahrung miteinander zu teilen und darüber miteinander ins Gespräch zu kommen. So wie sich der eine an der neuen Situation vielleicht erfreut, tut sich der andere vielleicht schwer damit. Mir geht es genauso. Manches gefällt mir an der Situation sehr gut, anderes irritiert mich. Ich habe mir vorgenommen, diesen Gefühlen in meinem Denken und in meinem Herzen Raum zu geben, den unterschiedlichen Gefühlen nachzuspüren und mit anderen darüber zu reden. Und ich bin mir sicher, dass so viele Neuentdeckungen möglich werden - für mich und für andere.
So oder so gilt: wir sind hier am richtigen Platz: „Gott hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben.“ (Eph 2, 6)

Ihr Pfarrer Dr. Dominik Meiering

 

Diese Konstellation ist ein Experiment. Er muss jetzt versuchsweise mit Liturgie und Leben gefüllt werden. Es sind andere Lösungen denkbar. Wichtig ist, dass wir jetzt in einen Austausch kommen über die Frage:

Wie wollen wir in Zukunft in St. Gereon Gottesdienst feiern?

 

Was halten Sie davon? 

Was gefällt Ihnen? 

Was stört Sie? 

Was sollte verbessert / geändert werden? 

 

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gereon@stgereon.de

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